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Wer keine Zeit für seine Gesundheit aufwendet,
wird eines Tages viel Zeit für seine Krankheiten aufwenden müssen

 
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Hallo, ich heisse Martina Mertens und bin 33 Jahre alt. Ich wohne im Sauerland und arbeite im Einzelhandel. Meine Hobbys sind meine drei Katzen, Lenny, Faranie und Sammy. Ich liebe es nach Ägypten in den Urlaub zu fliegen.

Meine Vorgeschichte:
Mit 9 Jahren traten erstmals Schmerzen in der linken Leiste auf. Es wurde vermutet, dass es der Auslöser war, dass ich im Sportunterricht vom Barren gefallen war. Ich humpelte 9 Wochen mit Leistenschmerzen durch die Gegend. Dann sind meine Eltern mit mir zum Orthopäden gefahren, weil es immer schlimmer wurde, der hat mich geröntgt. Auf dem Röntgenbild war dann zu sehen, dass der linke Hüftkopf abzurutschen drohte. Ich bekam sofort eine Einweisung ins Krankenhaus. Ich durfte keinen Schritt mehr laufen, denn es drohte bei jedem weiterem Schritt, dass der Hüftkopf abrutscht und dann wäre ich mein Leben lang an den Rollstuhl gefesselt gewesen. Das Abrutschen nennt man in Fachkreisen: Epiphysenabrutsch.

Epiphysenabrutsch
Die Epiphysenfuge war geringgradig verbreitert. Der Abkippwinkel betrug knapp 20 Grad. Das konnte nur durch eine Operation behoben werden. Es wurde ein Nagel eingesetzt damit der Hüftkopf nicht weiter abrutschen kann. Der Nagel sollte so lange in dem Hüftkopf bleiben, bis sich eine Durchbauung der Epiphysenfuge zeigte. Doch dieser Nagel musste erst bestellt werden und ich musste eine Woche auf die Operation warten. Dann war der Tag endlich da und die OP wurde gemacht. Ich kann mich eigentlich nur noch daran erinnern, dass es mir nach der Narkose ziemlich schlecht ergangen ist. Nach 2 Tagen wurden dann die Wundschläuche gezogen, was ich auch immer als sehr schmerzhaft in Erinnerung habe. Die Wundheilung war gut. Nach drei Wochen wurde ich dann aus dem Krankenhaus entlassen ohne Gehstützen. Die 6 Wochenkontrolle war ok, alles in Ordnung.

Nach einem halben Jahr fing das gleiche Spiel auf der rechten Seite an und ich musste mich einer weiteren OP, wo genau das selbe gemacht wurde, unterzeihen.

Weitere eineinhalb Jahre später, bekam ich wieder Leistenschmerzen, links. Die Röntgenbilder zeigten, dass der Nagel, der eingesetzt wurde zu kurz geworden war und nicht mehr über die Epiphysenfuge reichte. Es wurde der zu kurze Nagel entfernt und ein längerer Nagel eingesetzt. So etwas kann entstehen im Wachstum.

Dann war ich jahrelang beschwerdefrei. Die Ärzte waren sich nicht einig, ob die Nägel wieder entfernt werden sollten. Der eine meinte ja, der andere nein. Also hatte ich mich entschlossen, solange keine Schmerzen auftreten, die Nägel dort zu lassen, wo sie sind ;-)


Verzweifelung:
Seit meinem 31 Lebensjahr bekam ich plötzlich starke Rückenschmerzen, die bis ins linke Bein runterzogen, die linke Aussenseite meines Oberschenkels schmerzte auch. Daraufhin bin ich zum Ortopäden. Der hat die Wibelsäule geröngt. Es bestand Verdacht auf einen Bandscheibenvorfall. Ich musste mich auf die Liege legen und er nahm mein linkes Bein und wollte es nach aussen drehen. Doch die Rotation war ganz eingeschrenkt. Er sagte: "Was ist denn mit Ihrer Hüfte los?!" Daraufhin erzählte ich ihm von meiner Vorgeschichte. Es wurde sofort ein RÖ-Bild von meiner Hüfte gemacht. Darauf war zu sehen, dass meine Linke eine Fehlstellung hatte. Der Winkel zum Hüftgelenk war nicht ok. In Fachkreisen nennt am das: Retrotorsion des Oberschenkelhalses. Flexion/Extension 100/0/0 Grad, Innen/Aussenrotation 0/0/60 Grad, Adduktion/Abduktion 30/0/ 30 Grad links.

Der Schock war natürlich gross als der Befund kam. Ich hatte die ganzen Bilder wieder vor Augen, wie es war als ich operiert wurde wie ich 9 Jahre alt war. Der Orthopäde sagte ""Wir müssen eine Klinik finden, die solche Operationen durchführt." Er hatte mir zwei Adressen gegeben. Einmal in Dortmund, die städtischen Kliniken und Dr. Pothmann in Unna. Ich rief sofort in Dortmund an, aber ich musste ein halbes Jahr warten bis ich dort einen Termin bekam. Bei Dr. Pothmann bekam ich scheller einen Termin. Er schlug vor, dass ich erst mal 20 kg abnehmen soll, da er sonst die OP nicht machen könnte und sollte, wenn ich es geschafft habe, wiederkommen. In der Zwischenzeit suchte ich noch zwei weitere renomierte Kliniken auf. In der einen Klinik sah sich der Professor die RÖ-Bilder an und meinte nur: "Lassen Sie sich die Nägel entfernen, dann sind die Schmerzen weg, für ein künstliches Gelenk sind sie noch zu jung!" In der anderen Klinik sagte man zu mir: "Machen sie weiterhin Krankengymnastik, dann sind die Schmerzen bald weg! Und für ein künstliches Gelenk sind sie noch zu jung."

Grosse Verzweiflung machte sich in mir breit, weil jeder etwas anderes sagte.... Ich wünschte mir, dass ich schon 50 Jahre alt wäre, damit man mir meine Schmerzen nimmt, wenn man mir ein künstliches Gelenk einsetzt! Dann war endlich der Tag in Dortmund da.

Städtische Kliniken Dortmund
Ich wurde einem Assistensarzt vorgestellt. Ich schilderte ihm meine Probleme mit der Hüfte. Es wurden neue RÖ-Bilder gemacht in einer Rippstein Übersicht. Man kann darauf sehen ,wie das Becken und die Hüfte aussieht, wenn sie gekippt ist. In dem anschliessenden Gespräch erklärte er mir wie man meine Schmerzen beheben könnte. Er sagte: "Wir machen bei Ihnen eine Imhäuser-Osteotomie mit Rotationsosteotomie, Flexionsosteotomie sowie milder Valgisierungsosteotomie auf der linken Seite. Auf Deutsch.Der Winkel in der linken Hüfte wird wieder hergestellt. Dann kam die Überraschung, 2 Jahre Wartezeit auf den OP-Termin!

Als ich wieder zu Hause war, habe ich mich an den PC gesetzt und gegoogelt.Dank Google erfuhrt ich von Bettinas Homepage und auch von dem Janklaforum. Ich habe mich sofort dort angemeldet und habe von Wuppertal erfahren.

St. Josef Hospital Wuppertal
Ich habe sofort in Wuppertal in der Ambulanz angerufen und bekam drei Wochen später (23.08.2006) einen Vorstellungstermin bei Dr. Cordier. Ich erzählte ihm von meinen Beschwerden und es wurden noch mal neue RÖ-Bilder gemacht. Die Diagnose war identisch mit Dortmund:

"Femore-acetabuläres Impingement vom Cam-Typ. Epiphysenabrutsch Links mit Lamellennagelentfernung.(Achsenkorrektur,Winkelplatte wird eingesetzt da der Oberschenkelknochen durchtrent wird.)Am Hüftknochen wird auch noch so eine Art Überbein abgehobelt was immer an das Becken gestossen ist. Ich brauche keine Eigenblutspende, da das Blut bei der OP aufgefangen wird und man es dann nach Aufbereitung wieder bekommt..."

Ich bekam recht schnell einen OP Termin, da meine OP nicht so aufwendig ist wie die 3-fache-Beckenumstellung und ich inzwischen auch schon einige Pfunde weniger auf die Waage brachte. Am 26.10.2006 war es dann endlich soweit und ich hatte den Aufnahmetag in Wuppertal. Dr.Schröder erklärte mir noch mal genau was bei der OP gemacht werden würde.

Dann kam der 27.10.2006, der lang erwartete Tag! Ich hatte wahnsinnige Angst, dass mir wieder so schlecht werden würde nach der Narkose. Um 14 Uhr wurde ich dann in den OP geschoben. Die OP hat 2,5 Stunden gedauert,da der Lamellennagel so hartnäckig war ;-).So gegen 17 Uhr wurde ich dann wieder wach auf der Intensivstation. Ich war überglücklich, dass alles so gut verlaufen ist und mir auch nicht schlecht war. Nach einer ganzen Weile kam dann Dr. Cordier und sagte, dass alles gut verlaufen sei.

Am nächsten Tag kam ich dann wieder auf die Station. Sonntags wurden dann die Wundschläuche gezogen,und nachmittags durfte ich mich schon mit dem rechten Bein vor das Bett stellen. 6 Wochen durfte ich das linke Bein nicht belasten, da der Bruch ja mit der Winkelplatte heilen musste. Nach 12Tagen wurden meine Klammern entfernt. Es waren 45 Stück ;).Dann wurde am 13 Tag noch eine Röntgenabschlusskontrolle gemacht und es war alles ok. Dann wurde ich nach 2 Wochen entlassen. Ich wurde mir dem Auto abgeholt. Es war aber sehr schwer auf Krücken in die Wohnung zu kommen, da wir einiges an Stufen haben.

Thrombose
Nach einer Woche zu Hause bekam ich dann eine Thrombose, trotz Spritze.
Dieses war sehr schmerzhaft und ich musste ins Krankenhaus für wieder 2 Wochen, diesmal jedoch nicht ins entfernte Wuppertal, sondern heimatnah. Ich musste eine Woche nur liegen und bekam Herparin über eine Infusion eine Woche lang. Danach wurde ich auf Macumar umgestellt. Eine Magenspiegelung war auch noch im Angebot. Es wurde ein Stützstrumpf angefertigt, dann durfte ich erst aufstehen. Es war sehr unangenehm. Dann lasse ich mich lieber noch öfters an der Hüfte operieren als einmal eine Thrombose.

Wieder Zuhause
Am 6.12.2006 hatte ich dann die 6 Wochenkontrolle in Wuppertal. Es wurde geröngt und es war alles in Ordnung. Von dem Tag an durfte ich auch 20 Kg Teillast. Ich war so happy, es ging dann auch mit den Treppenstufen besser ;-).

Weitere 2 Wochen später durfte ich 40 Kg belasten, und weitere 2 Wochen später 60kg und dann noch mal 2 Wochen später auf Volllast. So konnte das neue Jahr beginnen ;-) Am Anfang hatte ich sehr viele Probleme ohne Krücken zu gehen, da viele Muskeln sich zurückgebildet hatten. Ich bekam Krankengymnastik was mir sehr gut getan hat. In der Reha war ich auch für 4 Wochen. Das hat mir sehr viel gebracht, da dort ja jeden Tag viele Anwendungen stattfinden.


Wie geht es mir heute?
Am 9.05.2007 hatte ich einen Kontrolltermin in Wuppertal. Es wurde geröntgt und es war alles in Ordnung. Dr. Cordier war sehr zufrieden und hat gesagt: "Sie werden noch viel Freude an ihrer Hüfte haben." (Das war positiv gemeint). Die Beweglichkeit ist auch viel besser geworden. Die Außenrotation klappt jetzt super, ich komme bis auf 40 Grad!!!!!!
Die Metallentfernung wird am 23.01.2008 stattfinden.

Fazit
Abschliessend kann ich nur sagen, für mich hat sich die OP auf jedenfall gelohnt und ich kann es jedem nur empfehlen sich operieren zu lassen. Die Lebensqualität ist wieder hergestellt. Die OP würde ich immer wieder machen lassen!!!!!
Ich danke auch Bettina und Janine, dass sie sich so sehr für Hüftbetroffene einsetzen. Es ist ein sehr schönes Gefühl, dass man nicht alleine steht mit seinen Problemen. Ich empfehle auch jedem sich mehrere Meinungen anzuhören als auf das erstbeste Diagnose zu hören. Nicht jeder Orthopäde kennt das Problem mit der Hüftdysplasie!!!! Ich hoffe ich konnte ein wenig von meiner Erfahrung weitergeben.

Mit vielen lieben Grüßen
Martina Mertens, Mai 2007
Martina.Mertens@gmx.de  







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